Mit ‘Faschismus’ getaggte Beiträge

>>> Nazismus, Holocaust & der Zweite Weltkrieg — Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart —- Unterschiedliche Dartselltungen zum selben Thema vergleichen —– Gedenk- und Erinnerungskultur als PDF
Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nazismus jährte sich 2015 zum 70. Mal. Oberflächlich betrachtet sind sich alle einig, dass die Niederlage des Nazismus eine begrüßenswerte Tatsache ist. Nicht mehr ganz so eindeutig sieht diese Tatsache der ukrainische Ministerpräsident Jazenjuk in einem Interview im Jänner 2015 – ab Minute 20:40:

 

>>> Prezi zu der Zahl der Opfer des Zweiten Weltkriegs nach Ländern

Drei Beispiele aus der vom Bayrischen Rundfunk vertonten Sammlung von Quellen aus der Zeit der Nazi-Herrschaft – Quellen Sprechen:

Ein Brief von Artur Szliferstejn, einem jüdischen Flüchtling, der über seine Ankunft im von der Roten Armee besetzten Teil Polens im Herbst 1939 berichtet: http://die-quellen-sprechen.de/04-022.html

Elena Kutorgiene-Buivydaite schreibt über die Erschießung von jüdischen GhettobewohnerInnen im Herbst 1941 in Kaunas (Litauen): http://die-quellen-sprechen.de/07-210.html

„Ponar heißt Tod“ – Aufruf vom 1. Januar 1942, verfasst von Abba Kovner, zur Gründung einer bewaffneten Widerstandsgruppe im Wilnaer Getto: http://die-quellen-sprechen.de/07-223.html

Wie sehr sich die Tendenz einer Darstellungsweise verändern kann, lässt sich an Hand des folgenden „Information Films“ untersuchen, der im Auftrag der US-Regierung im Jahr 1943 nach dem Sieg der Roten Armee in Stalingrad erstellt und veröffentlicht wurde, er trägt den Titel: „Why We Fight – The Battle of Russia“

In der folgenden Dokumentation steht die 1922 geborene ehemalige jüdische Widerstandskämpferin Fanja Brankowskaja im Zentrum:

https://vimeo.com/143110596

http://lizaruft.blogspot.co.at/

Informationen zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Litauen während der Besatzung durch Nazi-Deutschland (seit 1941):

Seit September 1941 musste ein Teil der jüdischen Bevölkerung aus dem Wilnaer Getto Zwangsarbeit verrichten. Zehntausende Jüdinnen und Juden, die über keinen „Arbeitsschein“ verfügten, wurden schon im Herbst 1941 nach Ponar getrieben und erschossen.

Der von den Nazis eingesetzte „Judenrat“ glaubte, durch strengen Gehorsam gegenüber den Nazis möglichst viele Getto- BewohnerInnen retten zu können. Vor allem jüngere BewohnerInnen des Gettos, die schon zuvor politisch aktiv gewesen waren, begannen hingegen damit, Widerstand zu organisieren. Im Januar 1942 wurde im Getto von Wilna von Mitgliedern unterschiedlicher politischer Gruppierungen die „Fareinikte Partisaner Organisatsije“ (FPO) gegründet. Dieser vom Kommunisten Yitzak Wittenberg geleiteten Widerstandsorganisation schloss sich auch Fania Brantsovskaya an. Die FPO plante einen bewaffneten Aufstand für den Fall, dass die Nazis das Getto „liquidieren“ sollten. Als Signalworte für den Beginn des Aufstandes wurde „Liza ruft“ vereinbart.

[…]. Kurz vor der „Liquidierung“ des Gettos flüchteten rund 100 Mitglieder der FPO und schlossen sich den sowjetischen PartisanInnen im Umland von Wilna an. Den Kern der sowjetischen PartisanInnegruppen bildeten Mitglieder der Roten Armee, die vor der Gefangenahme durch die Wehrmacht im Jahr 1941 in die Wälder geflohen waren. Jüdische Flüchtlinge bildeten die Mehrheit der PartisanInnen-Einheit „Rächer“, zu der aber auch nicht-jüdische Mitglieder aus Litauen, Polen, Weißrussland und Russland gehörten. Diese Einheit wurde vom ehemaligen FPO-Leiter Abba Kovner angeführt, sie stand allerdings wie die anderen PartisanInnen-Gruppen unter sowjetiscchem Oberbefehl. Der Kampf der PartisannInnen hatte nichts Romantisches. Mit Angehörigen feindlicher Gruppierungen oder Spitzeln wurde „kurzer Prozess“ gemacht. 1944 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen den PartisanInnen und dem pro-faschistisch eingestellten „Selbstschutz“ des litauischen Dorfes Koniuchy, bei dem zahlreiche DorfbewohnerInnen ums Leben kamen. Diese zivilen Opfer des Partisanenkampfes stehen aber in kaum einem Verhältnis zu den rund 5.000 Dörfern, die von der Wehrmacht und der SS allein im angrenzenden Weißrussland dem Erdboden gleichgemacht worden waren.

Zentral für den Zugang der Dokumentation zur Geschichte des Holocaust ist die historische Erfahrung der jüdischen Opfer. Die Erfahrungen von Tod, Leiden und Verlust wollen wir um die Erfahrung „Opfer als Akteur_innen“ ergänzen. Bis in die 1980er Jahre dominierte das antisemitische Klischee, Juden und Jüdinnen hätten sich widerstandslos „wie die Schafe zur Schlachtbank“ führen lassen. Das Bewusstsein dafür, dass in allen größeren Ghettos Osteuropas bewaffnete jüdische Untergrundorganisationen existierten, wuchs allerdings nur langsam. An die 15 000 jüdische Partisanen und Partisaninnen waren allein in Ostpolen, Litauen und der westlichen Sowjetunion aktiv. Zugleich deutete sich an, dass die Shoah nicht nur die Geschichte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik war, sondern auch die Geschichte von Selbstbehauptung und Widerstand jüdischer Männer, Frauen und Kinder. Wer diese waren und wie sich ihr Handeln genau gestaltete, blieb bis heute allzu oft im Dunklen.

[….] Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989/90 begann die vorerst letzte Phase von Herausforderungen und Verarbeitungsversuchen. Der Unabhängigkeitsprozess, bei dem auch zahlreiche LitauerInnen jüdischer Herkunft beteiligt waren, war von einer Aufarbeitung des sowjetischen Menschenrechtsverletzungen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Stalinismus begleitet. Rund 130.000 ZivilistInnen waren auf Stalins Befehl zwangsweise aus Litauen nach Sibieren umgesiedelt worden. Nach Stalins Tod wurden die meisten politischen Gefangenen entlassen und den Deportierten wurde die Rückkehr erlaubt.

Etwa 20.000 litauische anti-kommunistische Kämpfer wurden in Auseinandersetzungen mit der Roten Armee getötet oder hingerichtet. Auf der anderen Seite waren rund 13.000 ZivilistInnen nicht-jüdischer Herkunft von der von den Nazis eingestzten litauischen Verwaltung wegen „Kollaboration“ mit den Sowjets getötet bzw. hingerichtet worden.

In das anfängliche Nebeneinander der kollektiven Erinnerungen schlichen sich schnell Schiflagen ein. Die Erinnerung an die Shoah wurde im demokratischen Litauen politisch immer mehr umkämpft. Es dominiert die Vorstellung vom „doppelten Genozid“. Nach dieser Auffassung hätten die Sowjetunion und Nazideutschland gleichermaßen einen Völkermord verübt, und Litauen sei jeweils das Opfer gewesen. Exemplarisch dafür stehen die Worte des litauischen Außenministers Audronius Ažubalis stehen, der anlässlich des 70. Jahrestages der Wannsee-Konferenz sagte, zwischen Hitler und Stalin gebe es keinen Unterschied außer ihrer Schnurrbärte: der von Hitler sei kürzer gewesen.

[…] Selbstverständlich müssen die systematischen Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion und die stalnistischen Verbrecchen weiter aufgearbeitet werden. Aber die stalinistischen Verbrechen unterscheiden sich qualitativ und quantitativ radikal vom Holocaust:

– Sie waren nicht rassistisch motiviert, sondern sozial und politisch. Es ging um die Bekämpfung von Mitgliedern der bürgerlichen Eliten, die Unterdrückung des antikommunistischen Widerstands und des Widerstands gegen Zwangskollektivierungen der Landwirtschaft.

– Das Trauma des Holocaust hat keine Entsprechung auf Seiten der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft. Von den 230.000 jüdischen LitauerInnen wurden 95 % ermordet. Diese beispiellose Effizienz verdankt sich der Mithilfe litauischer NationalistInnen und AntisemitInnen.

Das Filmprojekt ist also nicht nur eine Annäherung an das Leben einer kämpferischen Frau, eine Dokumentation der Shoah im Baltikum und eine Würdigung jüdischen Widerstands, sondern auch eine Intervention in aktuelle erinnerungs- und geschichtspolitische Debatten und Prozesse in Litauen wie in Deutschland (und Österreich).

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Zizek no thought

>>> Vermittlung und Manipulation – Vergleich von Theorien und Ideologien:_Marx und Lenin vs._Antisemitismus als PDF

Slavoj Žižek; born 21 March 1949, is a Slovenian philosopher and cultural critic. He is a senior researcher at the Institute for Sociology and Philosophy, University of Ljubljana, Slovenia; Professor of German at New York University, and international director of the Birkbeck Institute for the Humanities in London. He writes widely on a diverse range of topics, including political theory, Marxism, film theory, cultural studies, theology, and psychoanalysis.
Žižek achieved international recognition as a social theorist after the 1989 publication of his first book in English, The Sublime Object of Ideology, which argued for ideology as an unconscious fantasy that structures reality. Žižek considers himself a political radical and critic of neoliberalism. Many hundreds of academics have addressed aspects of Žižek’s work in professional papers. In 2007, the International Journal of Žižek Studies was established for the discussion of his work.

“Freedom hurts”
The sunglasses discovered by John Nada in the Film „They live“ are functioning as „critique of ideology glasses“ that uncover the hidden messages behind the texts in newspapers or on billboards. On the dollar notes in the movie it reads: „This is your God“ Other phrases Nada can read while wearing the glasses are: “Obey, Consume, Marry and reproduce, No thought, Submit, Stay asleep”. The glasses allow Nada to see the hidden, invisible order which sustains our apparent freedom.
In our modern „post-ideological“ society we do no longer have the duty „sacrifice ourselves“ (for our fatherland), but we are asked to „Realize our true potentials“, we are asked to „Be yourself“ and „Lead a satisfying life“. According to our common sense we think that ideology is something that is imposed on us, that ideology functions like glasses which distort and confuse our straight „natural“ view and when we take off the glasses we can finally see the way things are really. Ideology is not simply imposed on us, Ideology is our spontaneous, „natural“ way of seeing and perceiving meaning in our world.
Even if we are well aware that we live in a lie, ideology is something we „enjoy“. This is why we are frightened to „step out of ideology“ in order to see the truth because this truth can be painful as it may shatter many of our illusions. Thus, to step out of ideology is a painful experience – “Freedom hurts”.

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>>> Der Westen seit 1945: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte? als PDF

>>> Aufgaben zu „Der Westen seit 1945: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte?“ als PDF

>>> LÖSUNG zu “ Der Westen seit 1945: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte?“ als PDF

>>> Link zu Prezi „Der Westen seit 1945“

>>> PREZI Der Westen: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte als PDF

In der Nachkriegszeit versprachen die USA, sich weltweit für Demokratie einzusetzen. Doch um eigene geo-strategische und wirtschaftliche Interessen des „Westens“ durchzusetzen, verbündeten sie sich häufig mit Diktatoren – und unterstützten sie offen.

Im März 1946 machte der britische Premierminister Winston Churchill in einer Rede in Fulton (Missouri) die Sowjetunion 1945_Kalter_Krieg_Deutschland_Europa_Teilungdafür verantwortlich, einen »Eisernen Vorhang« errichtet und damit Europa geteilt zu haben. In seiner berühmt gewordenen Verurteilung der Tyrannei berief er sich auf die »großartigen Prinzipien der Freiheit und der Menschenrechte«, die er als das »gemeinsame Erbe der englischsprachigen Welt« beschwor.
trumanPräsident der USA war damals der Demokrat Harry Truman, der im April 1945 als Nachfolger des verstorbenen Franklin D. Roosevelt ins Amt gekommen war. Die republikanische Opposition warf Truman zunächst Passivität gegenüber dem Kommunismus vor, der damals in Europa an Boden gewann und insbesondere auf die anti-kolonialen Befreiungsbewegungen in Afrika und Asien wachsenden Einfluss erlangte. Truman reagierte im März 1947 mit einer Rede vor dem Kongress in Washington, in der er verkündete, die USA würden fortan Demokratie und Freiheit auf allen Kontinenten verteidigen. Damit war die »Truman-Doktrin« geboren, die allerdings von Anfang an durch eine Doppelmoral gekennzeichnet war: Die »freie Welt« tolerierte, förderte und schützte autoritäre und repressive Regime und Diktaturen, sofern sie sich nur als antikommunistisch definierten und den wirtschaftlichen und geo-strategischen Interessen (Militärbasen) der USA dienten.

1945_KARTE_Kalter_Krieg_MilitärinterventionenDas galt auch für Europa. Das von Antonio de Oliveira Salazar seit 1932 autoritär regierte Portugal gehörte 1949 zu den zwölf ersten Unterzeichnern des Nordatlantikpakts (Nato), wurde jedoch erst 1955 in die UNO aufgenommen. Das Salazar-Regime hatte im Spanischen Bürgerkrieg die Faschisten unterstützt, seit 1943 aber den Kriegsschiffen der Alliierten die Nutzung der Azoren und Madeiras gestattet. Salazar blieb bis 1968 im Amt. Sein Nachfolger Caetano, der den Krieg in den afrikanischen Kolonien Angola und Mosambik gegen die von der Sowjetunion unterstützten Befreiungsbewegungen mit aller Härte führte, wurde erst durch die »Nelkenrevolution« vom April 1974 gestürzt. Spaniens Diktator Francisco Franco (1939- 1975), der mit Hitlers Unterstützung in einem dreijährigen Bürgerkrieg die Regierung der spanischen Republik besiegt hatte, war so stark kompromittiert, dass das Land sowohl vom Marshallplan von 1947 als auch von der Nato ausgeschlossen blieb. Doch die politische Isolierung währte nur kurz. 1950 gewährte Washington dem Land bereits den ersten Kredit, und 1953 wurde ein Kooperations- abkommen unterzeichnet, in dem Franco der US-Regierung die Nutzung der spanischen Militärbasen gestattete und im Gegenzug dafür Wirtschaftshilfe erhielt. 1955 wurde Spanien gemeinsam mit Portugal in die UNO aufgenommen; 1982, sieben Jahre nach Francos Tod, trat das Land der Nato bei.
In Griechenland, das seit 1952 mit der Türkei die Südostflanke der Nato bildete, half der US-Geheimdienst CIA 1967 bei der Errichtung der Militärdiktatur. Das »Obristenregime« bekämpfte bis 1974 mittels blutiger Repression Gewerkschaften und linke Parteien. Auch die türkischen Generäle, die 1980 das Kriegsrecht verhängten, mussten nicht mit Widerspruch aus Washington rechnen, als sie alle Parteien verboten und Oppositionelle verfolgten.

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Die Aufgaben vom „Moodle Kurs“

>>> Aufgabe zur Dokumentation „Die SS – Hitlers Todesbrigaden“ (Teil 1 und 2) als PDF

Eine Geschichtserzählung auf Grundlage von Quellen erstellen

Die Quellen sprechen ist eine Sammlung von Quellen zur Geschichte Nazi-Deutschlands und des Zweiten Weltkriegs 1933 -1945. Die Quellen sind nach zeitlichen und geografischen Kriterien in acht verschiedene Teile gegliedert. Suche mindestens fünf Quellen aus einem der Teile aus und verfasse mit Hilfe der Informationen aus den Quellen deine eigene Geschichtserzählung. Überlege dir, welche Fragen du mithilfe der Quellen beantworten kannst und finde eine eignene Überschrift für deinen Geschichtetext.

>>> Link zu „Die Quellen sprechen“

>>> examtime-Quiz zu Nazi-Deutschland und der Zweite Weltkrieg

>>> Aufgabe: Time Line zu „Der Weg in den Zweiten Weltkrieg“ als PDF

>>> Aufgaben (TRUE-FALSE) zu „Das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg“ als PDF

>> > Link zur Prezi „Opfer des Zweiten Weltkriegs“

 

WIE WURDE DIE JÜDISCHE BEVÖLKERUNG IM DRITTEN REICH DISKRIMINIERT?

NS_Novemberpogrom_Synagoge1935 wurde im „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ und anderen sogenannten „Nürnberger Gesetzen“ die Ehe und außereheliche Beziehungen zwischen Juden und sogenannten Ariern unter Strafe gestellt. Die deutschen Juden verloren die Staatsbürgerschaft. Bei den Novemberpogromen 1938 (der sogenannten „Reichskristallnacht“) wurden zahlreiche jüdische Geschäfte und Synagogen zerstört und zahlreiche Juden von Nazis getötet. In Wien wurden alle Synagogen bis auf eine einzige Synagoge zerstört. Mit der Arisierung wurden Juden gezwungen, ihr Vermögen (Wohnungen, Geschäfte – z.B. die Ottakringer Brauerei in Wien u.a.) fast entschädigungslos an „Arier“ abzutreten. Unter den Begünstigten der Arisierungen waren v.a. langjährige Mitglieder der NSDAP.

Die Entstehung der „Achse Berlin-Rom“ 1936

Die Regierung des „Tausendjährigen Reiches“ unter Diktator Hitler verhängte gegen Österreich die sogenannte „1000-Mark-Sperre“, welche zu Einbußen in der damals schon bedeutenden Tourismuswirtschaft führte. Der italienische Diktator Mussolini begann einen EroberungsMussolini_Hitlerkrieg gegen Abessinien (= Äthiopien) mit dem Ziel der Vergrößerung des italienischen Kolonialreichs. Weil dieser Krieg von der Mussolini gegenüber bisher eher freundlich eingestellten Regierung Großbritanniens abgelehnt wurde, versuchte Mussolini, die Unterstützung Hitlers zu erhalten. Im Austausch dafür übergab Mussolini Österreich, als dessen Schutzherr er sich bisher gesehen hatte, als Einflussgebiet an das „Dritte Reich“. Damit wurde die sogenannte „Achse Berlin – Rom“ geschlossen.

Der „Anschluss“ Österreichs 1938

Der österreichische Diktator Kurt Schuschnigg, der seit Juli 1934 im austrofaschistischen „Ständestaat“ an der Macht war, nachdem sein Vorgänger Dollfuß bei einem Putschversuch von Nazis ermordet worden war, hob auf Verlangen Hitlers das Verbot der NSDAP auf und ernannte einen Nazi zum österreichischen Innenminister. Hitler, der in Deutschland aufgrund der gigantischen Ausgaben für die Aufrüstung kurz vor dem Staatsbankrott stand, drängte auf einen „Anschluss“ (= Annexion) Österreichs, da er die Gold- und Devisenreserven der österreichischen Nationalbank benötigte, um den deutschen Staatshaushalt zu sanieren. Das österreichische Bundesheer, das im Februar 1934 noch den Befehl erhalten hatte, auf Sozialdemokraten zu schießen, wurde nicht eingesetzt, um sich dem Einmarsch der Wehrmacht nach Österreich entgegenzustellen, da Schuschnigg „kein deutsches Blut vergießen“ wollte.

Das Münchner Abkommen und die Ausplünderung der Tschechoslowakei 1938/39 Tschech/inn/en protestieren gegen den Einmarsch der Wehrmacht in Prag 1939

Nach der Annexion Österreichs stellte Hitler weitere Forderungen. Darauf reagierten die britische und die französische Regierung mit der sogenannten Appeasement-Politik, die auf eine Verständigung mit dem nationalsozialistischen Deutschland abzielte. So wurde z.B. im September im Münchner Abkommen die Abtrennung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei und die Angliederung an das Deutsche Reich akzeptiert. Auch nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die sogenannte Rest-Tschechoslowakei ein halbes Jahr später gab es lediglich Proteste der britischen und französischen Regierung. Mit der Ausplünderung der tschechoslowakischen Wirtschaft und der Devisenreserven konnte der deutsche Staatsbankrott ein weiteres Mal abgewendet werden. Polen erhielt nun eine Garantieerklärung der britischen Regierung für den Fall eines deutschen Angriffs.

Der Überfall auf Polen – Der Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939

Nach die Erbeutung der Gold- und Devisenreserven der österreichischen und tschechoslowakischen Nationalbank konnte der deutsche Staatsbankrott zwar hinausgezögert werden, die Rüstungsausgaben explodierten allerdings weiter. Die Führung des Dritten Reichs setzte nun die nächsten Schritte ihrer Eroberungspolitik. Nachdem Hitler mit dem sowjetischen Machthaber Stalin einen „Nicht-Angriffs-Pakt“ geschlossen hatte, überfiel die Wehrmacht am 1. September 1939 Polen, damit begann der Zweite Weltkrieg, Großbritannien trat in den Krieg gegen Deutschland ein. Die polnische Armee war in wenigen Wochen besiegt, die polnische Wirtschaft wurde von den Nazis systematisch für die weiteren deutschen Kriegspläne ausgeplündert. NS_Warschauer_GhettoNoch im selben Jahr wurde damit begonnen, die osteuropäische jüdische Bevölkerung in Ghettos umzusiedeln, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen (beengter Wohnraum, mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten usw.) leben mussten. Noch vor Beginn der Deportationen (= zwangsweise Einlieferung) in die Vernichtungslager starben hunderttausende an Unterernährung und Krankheiten in den Ghettos.

Hier ein Teaser zur Dokumentation „Liza ruft!“ über das Leben der 1923 in Litauen geborenen Jüdin Fania Brancovskaja, die während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die Nazis engagiert war.

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>>> Parteien der Weimarer Republik als PDF

>>> Hitlers Ziele und die Errichtung der Diktatur 1933 als PDF

>>> Link zu einem Video über die Geschichte des Rassismus

  1. Ideologie und Propaganda im Dritten Reich: Propagandaminister Goebbels versuchte der deutschen Bevölkerung die Errichtung der faschistischen Diktatur als Lösung aller Probleme zu präsentieren. Die jüdische Bevölkerung wurde als „rassisch minderwertig“ diffamiert und die Deutschen auf den kommenden Eroberungskrieg des Dritten Reichs eingestimmt. Dazu gibt es im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen: >>> Propaganda im Dritten Reich. Folgende Unterlagen gibt es als PDF zum Download: >>> Propaganda-Plakate im Dritten Reich und >>> Propagandaminister Goebbels will den „totalen Krieg“  
  2. Jugendliche zur Zeit des Dritten Reichs: In der „Hitler-Jugend“ sollten Kinder und Jugendliche durch Übungen auf die ihnen zugedachte Rolle als Soldaten im Eroberungskrieg des Dritten Reichs vorbereitet werden. Auch im Unterricht wurde den Kindern die „Überlegenheit der Arier“ beigebracht. Dazu gibt es im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen: >>>“Hitler-Jugend“ im Dritten Reich Folgende Unterlagen zum Thema Schulunterricht im Dritten Reich gibt es als PDF zum Download: >>> Schulunterricht im Dritten Reich
  3. Frauen im Dritten Reich: Jahrzehntelang hatten Frauen gegen ihre Diskriminierung in der Gesellschaft, gegen den erschwerten Zugang zu Bildung gekämpft und hatten nach dem Ersten Weltkrieg gleiche politische Rechte in Deutschland erhalten. Nach der Vorstellung der nationalsozialistischen Machthaber waren den Frauen in erster Linie die Rolle als Hausfrau und Mutter zukünftiger Soldaten zugedacht. Mehr dazu im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia: >>> Frauen im Dritten Reich
    Frauen im Dritten Reich→     „Frauen haben nichts in der politischen Öffentlichkeit zu suchen.“ (Joseph Goebbels, Tagebuch  1933) →     In der NSDAP gab es keine führende Rolle, die von einer Frau besetzt worden war

    ♀        Aufgabe der Schule: rassistische Ideologie verbreiten und die Schüler/innen auf einen neuen Krieg vorbereiten

    ♀        BDM: Bund Deutscher Mädel – ironisch auch: ´´Bald Deutsche Mutter´´

    →     Ziel: Auf die zukünftige Mütterrolle vorbereiten

    →     Uniformen waren Pflicht

    ♀        Während des zweiten Weltkriegs:

    →     Frauen mit vielen Kindern wurden mit dem Mutterkreuz ausgezeichnet

    →     Der Plan der Regierung, die Frauen auf die Rolle als Hausfrauen und ´´Gebärmaschinen´´ zu beschränken, konnte trotzdem nicht umgesetzt werden

    →     Viele Männer waren als Soldaten im Krieg, also mussten Frauen auch ´´Männerberufe´´ – sie wurden allerdings schlechter bezahlt als die Männer

     

  4. Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich bis 1939: Der Antisemitismus wurde nach der Machtübernahme der Nazis in den „Nürnberger Gesetzen“ zu geltendem Recht. Zu diesen Gesetzen und wie die jüdische Bevölkerung in Deutschland darunter litt, findet sich  im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen: >>> Diskriminierung der Jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich bis 1939 Einen Radiobeitrag gibt es unter dem folgenden Link zum Anhören: >>> Radiosendung zum Thema „Die Nürnberger Gesetze“ (22 Minuten)
  5. Zum Thema Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich, also zur Shoah oder dem Holocaust,  finden sich  im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen: >>> Die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich. Auf der „Wannseekonferenz“ wurde im Jahr 1942 die Shoah organisiert, dazu mehr im folgenden Link zum Anhören: >>> Radiosendung zum Thema „Die Wannseekonferenz“ (21 Minuten) Reinhard Heydrich war gemeinsam mit Heinrich Himmler, dem Führer der SS, prominent an der Vernichtungspolitik im Dritten Reich beteiligt, im folgenden Link zum Anhören:  >>> Reinhard Heydrich – Der Architekt des Holocaust
  6. Widerstand im Dritten Reich: Zehntausende politische Gegner, v.a. Kommunisten, Sozialdemokraten und andere, die sich der Errichtung der faschistischen Diktatur widersetzten, wurden seit 1933 in Konzentrationslagern inhaftiert. Trotzdem gab es weiterhin Menschen, die sich unter schwierigen Bedingungen gegen Hitlers Regierung und seit 1939 auch gegen den Eroberungskrieg wehrten. Hier ist ein Link zu einem >>> Radiobeitrag zur Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ zum Anhören. Zum Thema Widerstand finden sich  im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen >>> Widerstand im Dritten Reich
  7. Zwangsarbeit im Dritten Reich: Die Regierung des Dritten Reichs gab  riesige Summen für die Aufrüstung der Wehrmacht aus, um einen Eroberungskrieg vorzubereiten. Nachdem seit 1939 immer mehr Soldaten in den Eroberungskrieg geschickt wurden, fehlten in der Rüstungsindustrie hunderttausende Arbeitskräfte. Aus den besetzten Ländern, vor allem aus Osteuropa, mussten hunderttausende Menschen als Zwangsarbeiter im Dritten Reich arbeiten. Dazu finden sich  im folgenden Link zu einem Artikel auf Wikipedia ausführliche Informationen >>> Zwangsarbeit im Dritten Reich  Auch Kinder und Jugendliche wurden zu härtester Arbeit gezwungen, ein Bericht darüber als PDF zum Download: >>> Zwangsarbeit von Kindern und Jugendlichen im Dritten Reich

>>> Politische Krisen und Radikalisierung: Die Erste Republik – Kompetenzorientierte Aufgabenstellung als PDF

>>> Prezi zu Politische Plakate im 20. Jahrhundert

>>> Prezi zu „Die Erste Republik – Vom 8-Stundentag zum Bürgerkrieg“

>>> TIME-LINE Die Erste Republik bis zum Austrofaschismus 1918 – 1934 als PDF

>>> Die Erste Republik 1918 – 1933/34: Vom 8-Stundentag in den Bürgerkrieg als PDF

>>> „Erste Republik Österreich – Innenpolitische Gegensätze“ – TRUE – FALSE Aufgabe als PDF

>>> Erste Republik – Innenpolitische Gegensätze – Link zum Quiz

>>> Erste Republik: Das Rote Wien am Beispiel des Goethehofs als PDF

>>> Staatsschulden und Bankenrettung unter Dollfuß und heute – Link zum Blog Arbeit & Wirtschaft

>>> Errichtung der austrofaschistischen Diktatur 1933/34 – Link zum Blog Arbeit & Wirtschaft

 

Austrofaschismus und Arbeiterschaft: Die gewaltsame Ausschaltung der Sozialdemokratie 1934

Aufsatz von Emmerich Tálos (12. Februar 2014)

Emmerich Talos ist Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien und an der Donau-Universität in Krems. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen zu Sozialstaat, Wohlfahrtsstaatsvergleich, Sozialpartnerschaft, politischer Entwicklung Österreichs im 20. Jahrhundert. Emmerich Talos veröffentlichte erstmals eine umfassende Analyse zum Thema: Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933 – 1938, LIT Verlag, Wien 2013.

Vor 80 Jahren [im Februar 1934] wurde die österreichische Sozialdemokratie, ein Jahr davor de facto der Nationalrat ausgeschaltet Die beiden Ereignisse stehen in einem engen Zusammenhang: Der politische Umbruch wurde vor dem Hintergrund forcierter politischer Veränderungsbestrebungen und zugespitzter Spannungen zwischen der bürgerlichen Regierung und der Sozialdemokratie im März 1933 eingeleitet. Er bildete auch den Rahmen für die spätere Ausschaltung der Sozialdemokratie.

Woran ist der politische Umbruch ablesbar?
Die Pressefreiheit wurde abgeschafft, der Verfassungsgerichtshof und Parteien (KPÖ, NSDAP) ausgeschaltet, die Todesstrafe und sog. Anhaltelager eingeführt, Streiks wurden verboten und bisher bestehende gesellschaftliche Interessenorganisationen wie die Freien Gewerkschaften beseitigt. Wahlen wurden unterbunden, das Parlament insgesamt abgeschafft.
Dieser Umbruch sollte im Sinne der Regierung Dollfuß und ihrer Unterstützer, d.h. der Heimwehren und der Katholischen Kirche, des Sicherheitsapparates und der Unternehmerorganisationen, ein dauerhafter sein. Dollfuß fasste dies in seiner bekannten Trabrennplatzrede vom September 1933 so: „Das Parlament hat sich selbst ausgeschaltet, ist an seiner eigenen Demagogie und Formalistik zugrunde gegangen. Dieses Parlament, eine solche Vertretung, eine solche Führung unseres Volkes wird und darf nie wieder kommen.“
Ausschaltung in mehreren Schritten
Ging es vor 1933 in erster Linie um die Zurückdrängung des politischen Einflusses der Sozialdemokratie auf parlamentarischer Ebene und in den Betrieben, so ab März 1933 um deren Ausschaltung insgesamt – ein Prozess, der seinen Höhepunkt und Endpunkt mit den Februarkämpfen 1934 erreichte.
Im Unterschied zu anderen Parteien, die bereits 1933 verboten wurden (KPÖ im Mai, NSDAP im Juni 1933), sollte die Sozialdemokratie sukzessive ausgeschaltet, oder in Worten des langjährigen christlichsozialen Heeresministers Vaugoin – „Glied für Glied zum Krüppel“ geschlagen werden. Diesbezügliche Schritte waren vorerst die Auflösung des Schutzbundes Ende März 1933 und der Betriebsräte in staatlichen Unternehmen sowie die Beseitigung der Selbstverwaltung in den Arbeiterkammern im Dezember 1933. Im Unterschied zur Verhandlungsbereitschaft gegenüber den Nationalsozialisten lehnte Dollfuß Verhandlungen mit der Sozialdemokratie und deren Zusammenarbeitsangebote gegen die Nationalsozialisten ab.
„Wir werden morgen an die Arbeit gehen, wir werden ganze Arbeit leisten.“
Nach Übernahme des Sicherheitsressorts durch den Heimwehrführer Fey im Jänner 1934 gab dieser den Auftrag zu verstärkten Hausdurchsuchungen nach Waffen und einer Verhaftungswelle. Bereits Beginn Februar 1934 wurden viele Funktionäre des Republikanischen Schutzbundes verhaftet. Mit dem 10. Februar 1934 erfolgte die Übertragung der Sicherheitsagenden von Landtag und Gemeinderat in Wien auf den von der Regierung eingesetzten Sicherheitskommissär. Am Vortag des 12. Februar kündigte Fey an: „Wir werden morgen an die Arbeit gehen, wir werden ganze Arbeit leisten.“ Der Mentor des Austrofaschinus, Mussolini, hatte Dollfuß wiederholt zu einem schärferen Vorgehen gegen die Sozialdemokratie gedrängt, so auch Ende Jänner 1934 durch seinen Unterstaatssekretär Suvich.
Die sozialdemokratische Führung setzte trotz der enorm gestiegenen Pressionen seitens der Regierung weiterhin strategisch auf Zuwarten und Vermeidung einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt. Abweichend von dieser Haltung leistete der Linzer Schutzbund am frühen Morgen des 12. Februar 1934 bewaffneten Widerstand gegen die polizeiliche Durchsuchung des Hotel Schiff (Sitz der oberösterreichischen Schutzbundführung und des sozialdemokratischen Landespartei-vorstandes), und die bevorstehende Verhaftung sozialdemokratischer Funktionäre. Der bewaffnete Widerstand blieb nicht auf Linz und Oberösterreich beschränkt. Auch in den Bundesländern Steiermark, Niederösterreich und Wien fanden in den folgenden Tagen heftige Kämpfe statt. Keine bzw. nur vereinzelte Kampfhandlungen gab es in den anderen Bundesländern (z.B. in Wörgl).

Es war ein ungleicher Kampf. Beim Schutzbund gab es organisatorische Probleme, es bestanden Unklarheiten über Einsatzpläne und die versteckten Waffenlager. Der ausgerufene Generalstreik wurde nicht ausgeführt. Nur ein Teil des Schutzbundes kam in Einsatz. Demgegenüber setzte die Regierung, unterstützt von den nahestehenden Wehrverbänden, ihr umfangreiches bewaffnetes und militärisches Potential ein. Der bewaffnete sozialdemokratische Widerstand, an dem sich auch illegale Kommunisten beteiligten, war ein Abwehr- und Verzweiflungsakt.
Welche Konsequenzen resultierten aus den Februarkämpfen für die Sozialdemokratie?
Sie wurde als Partei ausgeschaltet, jegliche Betätigung in ihrem Sinne verboten. Die Freien Gewerkschaften und alle bestehenden sozialdemokratischen Organisationen wurden aufgelöst, sozialdemokratischen Abgeordneten, Bezirksvorstehern, Bürgermeistern und Gemeindevertretern die Mandate aberkannt. Für sozialdemokratische Betriebsräte gab es ein Betätigungsverbot. Es gab Massenverhaftungen, das Standgericht kam gegen 140 Schutzbündler zum Einsatz, 20 Todesurteile wurden gefällt und acht bis zur Aufhebung des Standrechtes vollstreckt. Die Zahl der Getöteten belief sich auf Seiten der Arbeiterschaft auf mehr als 200. Das Eigentum der sozialdemokratischen Partei und ihrer Organisationen wurde konfisziert. Von der Inhaftierung in Polizei- und Gerichtsgefängnissen waren rund 10.000 Sozialdemokraten betroffen, mehrere Tausende mussten flüchten. Große Teile der österreichischen Arbeiterschaft haben im Februar 1934 ihre organisatorische und politische Heimat verloren. Betätigung für und in der illegalen Partei wurde mit einer großen Palette von Strafen belegt.
Folgen für die Arbeiterschaft
Die Arbeiterschaft war durch den einschneidenden politischen Umbruch nicht nur von politischer Illegalisierung Erste_Republik_Arbeitslosigkeitbetroffen: Der Austrofaschismus hat deren Lebens- und Arbeitsbedingungen einschneidend verschlechtert – ganz im Gegensatz zur wiederholten Ansage von Dollfuß und seiner Regierung: „Wir werden niemals die Lebens- und Grundrechte der Arbeiter antasten, im Gegenteil ein gerechter, christlicher Staat muss gerade den Ansprüchen der arbeitenden Menschen in erster Linie gerecht werden.“
Die soziale und materielle Realität der Arbeiterschaft war eine ganz andere: Löhne wurden gekürzt – bei gleichzeitigem beträchtlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten; die Unternehmer steigerten den Druck auf die Beschäftigten, die Leistungen wurden in allen Bereichen der Sozialversicherung gekürzt. An der Massenarbeitslosigkeit hat sich nach deren Höhepunkt im Jahr 1933 mit 26 % in den Folgejahren nur wenig geändert. 1937/38 lag die Arbeitslosenrate immer noch bei 22%.
Die Bedingungen der Arbeitslosen waren nicht nur durch niedrige Leistungen prekär. Annähernd die Hälfte der Arbeitslosen erhielt keine Leistungen: sie waren entweder nicht anspruchsberechtigt oder wurden nach Ende der Bezugszeit ausgesteuert. Die Rechte der Arbeiterschaft wurden auch durch Änderungen des Arbeitsrechtes eingeschränkt. So wurden beispielsweise die Betriebsräte abgeschafft und durch Vertrauensmänner ersetzt, die in Betrieben ab einer bestimmten Größe zusammen mit dem Unternehmer die Werksgemeinschaft bildeten. Viele Unternehmer missachteten die gesetzlichen Vorschriften, die Ausnahmen vom Achtstundentag wurden ausgeweitet.
Der Austrofaschismus bewirkte ein politisches und soziales Desaster, das die Gegenwehr gegen den enorm gewachsenen Druck der Nationalsozialisten schwächte. Die Ereignisse des März 1938 sind Beleg dafür.

Der Politikwissenschaftler und Historiker Emmerich Talos veröffentlichte eine umfassende Analyse zum Thema: „Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933 – 1938“, LIT Verlag, Wien 2013.

Das Rote Wien bis zum Februar 1934Erste_Republik_Breitner_Steuern

Bei der ersten demokratischen Gemeinderatswahl in Wien im Jahr 1919 erhielt die Sozialdemokratische Partei mehr als 50% der Stimmen. Die Sozialdemokratie regierte im Bundesland Wien bis 1934 mit einer absoluten Mehrheit.
Das reichste Prozent der Wiener_innen kam für rund 50% der Einnahmen aus den Wohnbausteuern auf. Damit wurde die Errichtung der Gemeindebauten finanziert. Diese sogenannten „Breitner-Steuern“ (nach dem Finanzstadtrat Hugo Breitner) waren bei den bürgerlichen Kräften in hohem Grade unbeliebt.

Die sozialdemokratische Stadtregierung errichtete bis 1934 rund 380 Gemeindebauten mit ca. 64.000 Wohnungen. In jeder Gemeindebauwohnung gab es fließendes Wasser und WC, was damals nicht Standard war. In vielen Gemeindebauten gab es Büchereien, Kindergärten und andere gemeinschaftliche Einrichtungen. Die Gemeinde Wien richtete Mütterberatungsstellen ein. Die Beraterinnen kümmerten sich persönlich um Probleme von Müttern und Kindern.Die Zahl der Kindergärten ist in den 20er Jahren in Wien stark angestiegen.
Die Gegner des Roten Wien sagten voraus, dass der Karl-Marx-Hof nach der Errichtung einstürzen würde.Der Karl-Marx-Hof ist mit über einem Kilometer Länge die flächenmäßiErste_Republik_Säuglingssterblichkeitg größte zusammenhängende Wohnhausanlage der Welt. Das Gelände des Karl-Marx-Hofes wurde zu 20 % bebaut, 80% des Geländes blieben nicht bebaute Freiflächen (Wiese, Bäume, etc.). Rund 5.000 BewohnerInnen zogen 1930 in den neu eröffneten Karl-Marx-Hof ein.
Der Karl-Marx-Hof war eines der Zentren des sozialdemokratischen Aufstands gegen die Errichtung der Dollfuß-Diktatur im Februar 1934. Mit der Beseitigung der Demokratie durch die christlich-soziale Regierung Dollfuß im Februar 1934 kam auch das Rote Wien zu einem Ende. Unter den BewohnerInnen des Karl-Marx-Hofes waren auch Jüdinnen und Juden, die nach dem „Anschluss“ 1938 vom Nazi-Regime verfolgt und ermordet wurden.

Im Folgenden die Niederschlagung des Februar-Aufstandes aus der offiziellen Sicht des Dollfußregimes:

Hier ein kurze Doku des ÖGB über den Februar 1934:

In der folgenden Rede aus dem Jahr 1930 erklärt der Parteichef der Sozialdemokraten, Otto Bauer, die Ursachen der Weltwirtschaftskrise, die Gefahren des Faschismus und das sozialdemokratische Programm dagegen.

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